«Ein Wohnhaus als städtebauliches Gelenk»
Bauprojekt Direktauftrag
Projektart Vorprojekt
Projektleitung Larissa Cavegn
Mitarbeit Joy Ernest, Charlotte Vegler
Jahr seit 2025
Einfügen statt Überformen
Im geschützten Ortsbildkern von Unter-Wetzikon, wo sich der Wildbach durch die lockere Bebauung schlängelt, wird ein bestehendes Ensemble durch ein neues Bauvolumen ergänzt. Auf derselben Parzelle befindet sich eines der ältesten Bauernhäuser des Kantons Zürich – ein Denkmal, das nicht nur bauliche Geschichte, sondern auch kulturelle Identität in sich trägt. Vor diesem Hintergrund galt es, mit grosser Sorgfalt zu entwerfen: ein Baukörper, der sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern seine Qualität aus der Balance von Zurückhaltung und räumlicher Setzung bezieht.
Ein Baukörper als Vermittler
Das neue Volumen bildet das Gelenk zwischen zwei Welten: auf der einen Seite die historische Dorfzone mit dem mäandrierenden Bachlauf, auf der anderen die Spitalstrasse mit ihrer heterogenen Bebauungsstruktur. Der Entwurf reagiert auf beide Seiten – durch seine gestaffelte, gefächerte Form, die sich am Ort verankert und gleichzeitig Raumbezüge neu denkt. Das Gebäude platziert sich dort, wo einst die „Sennhütte“ stand, rahmt den Bachraum und schafft einen kraftvollen Abschluss des bestehenden Gebäudeensembles. Gegen die Spitalstrasse hin fasst das Volumen den Raum und schärft die ortsbauliche Kante.
Platzbildung und Adressierung
Zusammen mit der alten Linde und dem denkmalgeschützten Bauernhaus entsteht eine neue Platzsituation – eine kleine, aber identitätsstiftende Mitte, die dem neuen Haus seine Adresse gibt. Der markante Knick des Baukörpers öffnet einen hofartigen Aussenraum, der Aufenthalt ermöglicht und zugleich eine Nachbarschaft zwischen Alt und Neu formuliert.
Wohnen am Bach
Das neue Haus umfasst sieben Wohnungen. Alle Einheiten profitieren in unterschiedlicher Weise von der Nähe zum Wasserlauf und zur Linde. Die Erschliessung erfolgt über einen offenen Laubengang, der Treppenhaus, Balkon und Begegnungszone in einem durchgängigen Element vereint. Diese Struktur schafft nicht nur klare Wegeführungen, sondern fördert auch die soziale Interaktion – ein Hof im Haus, ein Ort des Austauschs.
Gestaltung und Haltung
Die Architektur folgt dem Prinzip der Anpassung durch Differenzierung: Das geneigte Dach orientiert sich am traditionellen Satteldach, wird aber durch variierende Traufhöhen neu interpretiert. Gegen den Hof bleibt die Traufe hoch und betont die Raumkante, während sie sich zum Bach hin absenkt und eine weichere Verbindung zum Bestand und zur Topografie ermöglicht. Die gefächerte Form des Volumens vergrössert gezielt die Fassadenfläche zur Bachseite – ein innenräumlicher Gewinn, der das Thema «Wohnen am Wasser» spürbar macht.